* * *
Beinahe blind schlug sich die kleine Gruppe in die Richtung,
die Ashley vorgab. "Und wie sollen wir bitte da rauf kommen?"
Luke klang ein wenig sarkastisch. "Worauf?" Ashley sah ihn
verwirrt an und blieb stehen. "Na du hast doch eben
gesagt, wir müssen da hoch!" Luke verdrehte die Augen,
als würde er mit Jemandem sprechen, die schwer von Begriff sei.
Lian und Lyrah warfen sich einen kurzen Blick zu, um sich
zu vergewissern, dass sie das selbe dachten, da sprach Ashley
auch schon aus, was in ihren Köpfen vorging.
"Ich habe nichts gesagt."
"Ach komm schon!" Luke sah sich nach Zustimmung um,
doch er bekam keine, sein Blick wurde unsicherer,
dann verstummte er einfach. Einen Moment waren Alle still,
bis Ashley hinter sich deutete. "Aber Luke hat Recht.
Wir müssen irgendwie auf die Klippen, von da können
wir uns zum Labor durchschlagen ohne groß gesehen zu werden."
Während die Vier schweigend weiter gingen, immer in
die Richtung, in der es nach ihrem Empfinden bergauf ging,
lichtete der Himmel sich merklich, der Regen wurde leichter
und der Mond brach durch die Wolkendecke hindurch.
Im seichten Schein des silbernen Lichtes erblickte Lyrah
die Silhouette eines Menschen, nicht weit vor sich.
Wer auch immer da stand, winkte sie zu sich.
Verunsichert suchte sie die Blicke der Anderen, doch Niemand
schien zu bemerken, dass sie nicht allein waren.
Nein, anders, Niemand schien zu sehen, dass sie nicht
allein waren. Lyrah schluckte schwer, öffnete den Mund
um etwas zu sagen und blieb dann doch stumm.
Als die Anderen weiter gingen, und zwischen den Bäumen
verschwanden, zögerte die noch einen Augenblick.
Zu lang. Sie verlor ihre Gruppe aus den Augen.
Sie hatte nun die Wahl blindlinks durch den Wald zu stürmen
und zu versuchen, die Anderen wieder zu finden
oder in die Richtung zu gehen, die ihr gedeutet wurde,
von Jemandem, von dem sie nicht wusste, wer es war.
'Was geht hier nur vor?' Sie machte sich auf den Weg
zu der Silhouette, die schwächer wurde, je weiter sie
sich entfernte. "Lyrah!" Der Ruf ertönte von Ferne.
'Wer ist das?' Die Stimme kam ihr vertraut vor.
Sie hatte sie schon einmal gehört. Ihre Schritte wurden zügiger,
sie versuchte zu der Person vor ihr vorzudringen
aber der Abstand wurde immer größer.
Nun begann sie zu laufen, immer schneller und schneller.
Plötzlich knickte ihr Bein ein, sie fiel, schlug hart auf dem Boden auf
und blieb mir einem Schmerzenslaut liegen.
"Au, verdammt." Sie griff nach ihrem Knöchel, er tat weh.
Als sie sich vorsichtig wieder aufgesetzt hatte,
war sie allein. Keine Menschenseele war in Sichtweite
und auch zu hören waren nur ein paar weit entfernte
Flügelschläge von nachtaktiven Vögeln.
'Ich muss herrausfinden, wo ich bin...'
Langsam versuchte sie aufzustehen, merkte jedoch schnell,
dass sie nicht weit laufen könnte. Ein paar Schritte, dann
ließ sie sich auf einen Stein nieder. 'Was mach ich denn jetzt nur?'
"Du bist nicht allein." Eine flüsternde Stimme ertönte hinter ihr.
Doch als sie sich umdrehte, war Niemand zu erkennen.
"Schließ deine Augen, dann wirst du mich sehen."
'Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich nichts mehr...'
Lyrah zog die Stirn kraus. "Wer auch immer da ist,
komm raus." Sie hatte keine Lust auf alberne Spielchen.
"Vertrau mir, schließ deine Augen."
Nachdem nichts weiter geschah folgte sie der Aufforderung
und schloss ihre Augen. Eine Weile war alles bloß schwarz,
dann bildete sich ein heller Streif vor ihrem inneren Auge,
nach und nach erschien eine Gestalt, ein Junge.
Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Einen Moment überlegte sie.
"Du bist der Junge der mir damals gesagt hat, ich solle aufwachen!"
Sie riss die Augen auf und der Junge war verschwunden.
"Nein! Warte!" Schnell schloss sie ihre Lider erneut,
doch diesmal blieb es dunkel. 'Nein... bitte komm doch zurück...'
* * *