Zarathustra
Er saß wohl noch eine Weile so da, zusammengekauert mit einem Blut befleckten Taschentuch. In seinem Kopf herrschte totales Tohuwabohu und es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Eines wurde ihm dann schließlich doch bewusst.
Er hatte Hunger, sehr großen Hunger. Zarathustra machte sich auf den Weg zum nächsten Stand im Bahnhof, welcher Essen anbot, den er finden konnte und kaufte sich irgendwas.
Es war ihm herzlich egal, was er eigentlich aß, solange er was zwischen die Zähne bekam,
war alles gut.
Er verließ das Bahnhofsgebäude und fing an in der Gegend herum zu laufen.
In ihm manifestierte sich die zweifellose Sicherheit, dass irgendwo irgendetwas, verdammt noch mal, schief gelaufen war, was er zugegebenermaßen lächerlich fand, da es nicht die geringsten Indizien dafür gab und er nicht einmal den Hauch einer Vorstellung davon hatte,
was passiert seien sollte.
Es wurde dunkler auf den Straßen, relativ hohe Betonhäuser schienen an ihm vorbei zu fliegen. Ihre Existenz würdigte er genauso wenig, wie die Passanten,
die ihn mit seiner wieder blutenden Nase skeptisch zu betrachten schienen.
Das einzige, das er wahrnehmen konnte, war die in ihm heraufkeimende Überzeugung,
dass er jemanden finden müsse, der ihm half, half dabei Schaden zu vermeiden
oder irgendetwas zu retten. In dieser Klarheit verwirrt Sein wuchs die Überzeugung heran,
brandete wie eine Woge unermesslichen Zwangs über seine trüben Sinne, stieg in ihm auf,
als einzige Bestimmung, die er in seinem Leben je erfahren hatte, überschwemmte schließlich jedes Widerstreben, jeden Widerstand und er fing an zu rennen, als seien sämtliche Ausgeburten der Hölle aus ihren finsteren Abgründen herraufgestiegen und trachteten ihm nach dem Leben.
Plötzlich traf ihn ein weiterer Schwindelanfall, wie die Inkarnation des tötlichen Baums gegen den ein unaufmerksamer Fahrer sein Auto steuert.
Alles begann zu kribbeln, Zarathustra war unfähig irgendeinen Teil seines Körpers kontrolliert zu bewegen. Er taumelte. War unfähig zu Schreien. Wie gern hätte er nach Hilfe gerufen, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Das letzte, das er wahrnahm, war eine Person,
die sich offensichtlich mit einer ganzen Gruppe grobschlächtig aussehender Männer angelegt hatte, die zu großen Teilen fast einen Kopf größer, als sie selbst waren.
„Welch’ Dummheit!“, dachte er noch.