Xyania
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Aufmerksam beobachtete sie das Tun ihres neuen Begleiters. Soso, das Einauge hat scheinbar doch noch Nützlicheres zu bieten als seine schwächlichen Schwertkünste. Auch wenn sie seinen Hass gegen sie spürte, der nicht zu übersehen war, so sollte er ihr doch noch nützlich sein auf ihrer Reise. Seine Sticheleien ihr gegenüber ignorierte sie, was konnte er ihr schon entgegen halten. Als er den anderen, Tordan war wohl sein Name, warnte, schaute sie kurz zu ihm hinüber. Bevor er zu Wort kommen konnte , ritt sie bereits voran.
"Worauf wartet ihr, soll dieser Ort auch euer Grab werden? Folgt mir!", rief sie ihnen zu und gallopierte davon, hörte anhand ihrer Pferde, dass sie nur kurz hinter ihr waren. Zu gerne wäre sie nur in dem verlassenen Ort geblieben und hätte den Unwissenden gezeigt, wie man tötet, doch dieses Vergnügen musste warten. Sie würden es noch früh genug erleben können, vorerst musste sie ihre alten und neuen Verletzungen versorgen. Auf ihrer Reise war sie bereits mehrmals an einer heilenden Quelle inmitten eines nahe gelegenen Wäldchens vorbei gekommen, deren Wasser aus einem alten mystischen Berg entsprang. Und auch wenn sie wusste dass die Nacht ihren Körper verschlang und ihre Wunden heilen ließen, doch war sie sich sicher dass es den anderen beiden nicht möglich war von dieser Gabe zu profitieren.
Xyania führte sie durch die Nacht, bis sie schließlich inmitten eines Waldes vom Pferd sprang und es an einem Baum festband. Tordan und Sorata taten ihr es gleich.
"Wir sind gleich da.", erklärte sie beiden, die sie immer noch merkwürdiger Blicke würdigten. Erneut ein eigenartiges Lächeln auf den Lippen schaute sie zu ihnen.
"Wehe dir du führst uns in die Irre, Hexe!", drohte ihr Tordan, doch sie lachte nur über ihn, ging erneut auf ihn zu und bohrte ihren Finger in seine Wunde am Arm, woraufhin sein Gesicht einen schmerzhaften Gesichtsausdruck annahm.
"Sei einfach still!", wies sie ihn zurecht und ließ seinen Arm los. "Du kannst mitkommen, danach solltest du wieder in der Lage sein mich zufrieden zu stellen, oder aber..." Ihre Augen funkelten. "Oder aber, ich beende dein Leiden hier und jetzt!"
Sorata beobachtete sie, sagte aber nichts dazu. Als Xyania ihnen den Rücken kehrte und voran ging, tuschelten die hinter ihrem Rücken.
"Meinst du wirklich wir können diesem Scheusal glauben schenken?", fragte Sorata seinen Kumpanen.
"Scheint zumindest als könne man ihr mehr trauen als diesem Haufen aus Thristan. Die hier redet wenigstens nicht nur dumm herum...", hörte Xyania Tordans Worte hinter sich und schmunzelte. Sie wusste schon, wie sie mit diesem Tordan umzuspringen hatte, er würde ihr keine Probleme bereiten, ganz im Gegenteil. Aus dem anderen kamen jedoch nur Worte des Misstrauens, wenn einer ihrer Mission im Wege stand dann dieser.
Nach einem kurzen Fußmarsch hatten sie die Quelle erreicht. Das Wasser schimmerte an der Oberfläche in einer merkwürdigen blau-orangenen Farbe und sie wusste, dass sie hier richtig waren. Sogleich zog sie sich aus und stieg in das Wasser welches eine überraschend warme Temperatur hatte. An den Rand gelehnt und das Prickeln an ihren Wunden spürend beobachtete, wie Sorata und Tordan nun auch endlich dazu stoßen.
'Ich sollte mir angewöhnen, in Gegenwart von Menschen langsamer zu gehen.', stieß es ihr kurz durch den Kopf, aber sie dachte nicht weiter darüber nach. Das Schauspiel dass sich ihr jetzt bot war viel amüsanter.
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