Xyania
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"Gut.", nickte sie Alawvahr zu. "Lass uns unsere Kleidung trocknen und bei Anbruch der Nacht aufbrechen. Bei Tage möchte ich in der Nähe der Stadt nicht reisen."
Xyania stand auf und hängte ihren nassen Umhang über einen Ast, dann setzte sie sich trotz ihrer Abneigung in die Sonne, um die Nässe los zu werden. Währenddessen dachte sie über das Geschehene nach. Sie wunderte sich selbst über sich, es war sonst nicht ihre Art, einem Fremden derart zu vertrauen, aber schließlich saßen sie jetzt mehr oder weniger im selben Boot, und mussten jetzt eine Lösung finden.
Die weitere Erkundung der Stadt fiel für sie aus, auch wenn sie sich darüber ärgerte, denn sie hatte sich viel davon erhofft, hier Gleichgesinnte zu finden. Immerhin, so ihre positive Bilanz, hatte sie einen Gefährten gefunden. Die Entscheidung, ihn mitzunehmen auf ihrer Reise hatte sie dennoch nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Bauch getroffen. Er schien ihr in Ordnung zu sein. Zumal sie mit Dieben eigentlich recht gut zurecht kam.Dennoch sollte sie ihre Augen offen und ihre Sinne geschärft lassen.
"Du sagtest, du kommst nicht von hier?", fragte Alawvahr neugierig. Xyania spürte seine Blicke erneut auf ihr ruhen. Besonders aufmerksam musterte er ihre Augen.
"Meine Heimat liegt in Itylleen.", nickte sie nur und fügte hinzu:"Aber ich denke deine Frage spielt noch auf etwas anderes an?"
Als ob er sich ertappt fühlte wandte er seinen Blick von ihr ab.
"Du scheinst nicht... menschlich zu sein.", versuchte er es in Worte zu fassen und Xyania wusste, dass er auf ihre Augen anspielte.
'Er hat sie also gesehen, aufmerksames Bürschchen.', überlegte sie. 'Aber es ist noch zu früh ihm meine wahre Gestalt zu nennen. Menschen haben nicht gerade viel Verständnis für unsereins...'
"Es gibt Dinge auf dieser Welt", begann sie zu sprechen und blickte gen Himmel, "die sind anders, als sie zu sein scheinen."
Verwirrt schaute er zu ihr, verstand dann aber zu verstehen. Dann fügte sie noch hinzu:
"Dennoch solltest du dir nicht so viele Gedanken darüber machen, was ich bin. Das wie ist in diesen Zeiten von entscheidender Bedeutung, und da denke ich wirst du mir auch irgendwann vertrauen können. Es liegt nicht in meinem Interesse, dir zu Schaden.", erklärte sie ihm eindringlich und hoffte, dass sie ihm nicht nur ihre Worte, sondern auch ihr Wesen zeigen würden, dass dies der Wahrheit entspräche.
Sie hatte zwar nicht viel für die Menschen übrig, allerdings richtete sich ihr Hass lediglich gegen den König und seine treue Gefolgschaft, nicht gegen die einfachen Bauern, Bürger und Diebe.
"Du solltest dich nun ausruhen, wir werden lange unterwegs sein.", meinte sie noch, dann wechselte sie ihren Platz und zog sich unter einem großen Baum zurück und ruhte.
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