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1

Sonntag, 19. Februar 2012, 14:31

Vielleicht haben einige von euch davon schon gehört, ich bin vor kurzem erst durch ein Video auf Facebook darauf aufmerksam gemacht worden.

Spoiler Spoiler


Gegen den Bau des Staudamms wurden Proteste veranstaltet und über 600.000 Unterschriften gesammelt. Hier das Bild eines Indianerhäuptlings, als er erfahren musste, dass der Bau trotzdem genehmigt wurde.

Ich find's furchtbar traurig.. :(
Zur Info: über 40.000 Menschen würden durch den Damm vertrieben werden, viele von den Indianerstämmen leben ja allerdings so gewohnt an die umliegende Natur, dass ihnen ein Umzug fast unmöglich wäre.
Darüber hinaus käme die Energie aus dem Staudamm nichtmal den Menschen der Region zugute, sondern wird hauptsächlich für die Industrien geplant.
Allerdings soll der Damm 2015 erst in Betrieb genommen werden, bis dahin kann sich also noch was verändern.
Aber wie groß sind schon die Chancen dafür? Mit den Industrien macht Brasilien sicher Geld und da scheint es die Präsidentin nicht zu interessieren, dass dafür Tausende Menschen drunter leiden müssen.

Man kann das natürlich auch alles anders sehen, ein Freund von mir meinte zB die Brasilianer hätten doch auch ein Recht auf Strom.

Spoiler Spoiler

Hat er übrigens keine Pluspunkte gesammelt bei mir, mit dem sarkastischen Spruch
Naja, da aber klar zu sein scheint, dass der Damm ja ohnehin nicht für die Privatpersonen gebaut wird hat sich dieses Argument ja auch erledigt.

Dagegen unterschreiben kann man btw immer noch hier.

Quellen: Wikipedia und Facebook

2

Montag, 20. Februar 2012, 11:22

Es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein der Ausbeutung, den es überall auf der Welt gibt.

In meinem Erdkunde-Abitur musste zum Beispiel folgender Fall diskutiert werden:

Französische Atomriesen bauen in Niger sehr günstig Uran ab und scheren sich nicht um die Gesundheit der dort ansässigen Bevölkerung.
Zu diesem Zweck wurde sogar eine Stadt aus dem Boden gestampft, die mittlerweile 100.000 (!) Einwohner hat, und die eben ausschließlich, um den Uranabbau zu fördern und zu transportien.
Irgendwann wird die Mine erschöpft sein. Und dann? Das ist egal. Hauptsache das günstige Uran, von dem die Einheimischen nicht profitieren, kommt nach Frankheit, um dort Strom zu produzieren.

Irgendwo doch Parallelen oder? Schicksal von Tausenden Menschen gegen Strom tauschen.

Das Argument deines Freundes finde ich nicht ausreichend (auch wenn es anscheinend sarkastisch gemeint war).
Brasilien ist riesig, da schein rund um die Uhr die Sonne! Außerdem wird ja der Regenwald abgeholz (was ich nicht befürworte), was riesige wüstenartige Flächen zurücklässt, die man in Solarparks umwandeln könnte.
Eine - wenn auch teuerere - Alternative zu diesem Staudamm ist also gegeben.

Und es müssten keine Menschen vertrieben werden! Die Wüstenflächen sind sowieso unbewohnbar!

Trotzdem ist das egal. Das ist die große Schattenseite unseres Systems:

Unser Reichtum baut auf der Armut anderer auf.
Das gilt auch für Brasilien, der Reichtum (hier an Strom) baut auf der Armut der Ureinwohner auf.
Es ist ein grundlegendes Problem. Rechtlich besitzen die Ureinwohner das Land nicht, sondern der Staat ist "Eigentümer". Wenn nun Unternehmen günstige Methoden sehen Strom zu produzieren (Staudamm hinklatschen), dann wird der Strom auch produziert.

Denn Geld steht in diesem System über allem.

Ich glaube nicht, dass wir mit Unterschriften den "schlafenden Riesen" Brasilien davon abhalten können, seinen Hunger nach mehr Strom zu stillen. Es muss vom dortigen Volk ausgehen. Das Volk darf der Präsidentin nicht erlauben, das Schicksal tausender Menschen unter den Tisch zu fegen.
Ich erwarte keine Revolution, die wird es nicht geben. Aber ein klares Nein des Volkes zu dieser Ausbeutung.
"Ihr seid alle Idioten zu glauben, aus Eurer Erfahrung etwas lernen zu können, ich ziehe es vor, aus den Fehlern anderer zu lernen, um eigene Fehler zu vermeiden." - Otto von Bismarck

3

Montag, 20. Februar 2012, 17:03

Schon wieder. Ich finde es ja sehr sympathisch von dir das dir das Schicksal
dieser Menschen so zu Herzen geht, aber die Leute die solche Entscheidungen
treffen haben nicht den Luxus mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen
"Ihr seid die Boesen!".
Um es mal festzuhalten, Brasilien ist immer noch ein richtig armes Land mit viel
Kriminalitaet, Arbeitslosigkeit und allem was dazu gehoert. So ein Mammutprojekt
bringt sehr vielen Familien Arbeit und Geld, und am Ende sogar UMWELTFREUNDLICHEN
Strom. Ich finde es sogar bemerkenswert das Brasilien nicht lieber stattdessen 4 Kohle-
kraftwerke oder ein Atomkraftwerk baut.

Hier ein Foto von einer Bauarbeiterin die mit ihren 3 Kindern weiter in den Slums vergammeln
muss, falls der Damm nicht gebaut wird...

Spoiler Spoiler



Damit will ich sagen das man absolut alles schlecht reden und emotionalisieren kann.
Auch den Begriff "Ausbeutung" von Dizzler finde ich hier fehl am Platz. Das Winnetou
der Haeuptling keine Freudenspruenge macht, weil sein Volk gehen muss, versteht sich
von selbst. Aber einfah zu sagen leckt uns am Arsch, das ist unser Wald, ist in einem Land
in dem Menschen miteinander auskommen muessen einfach nicht drin.

I

Zitat

rgendwo doch Parallelen oder? Schicksal von Tausenden Menschen gegen Strom tauschen.


Selektive Wahrnehmung. Das Leben von Tausenden wird durch Arbeit und Strom verbessert,
wenn andere von Wald A in Wald B umziehen. So viel muss doch drin sein, man verlangt ja nicht
das die Indianer den Damm selber bauen.

Zitat

Französische Atomriesen bauen in Niger sehr günstig Uran ab und scheren sich nicht um die Gesundheit der dort ansässigen Bevölkerung.
Zu diesem Zweck wurde sogar eine Stadt aus dem Boden gestampft, die mittlerweile 100.000 (!) Einwohner hat, und die eben ausschließlich, um den Uranabbau zu fördern und zu transportien.


Liesst du eigentlich was du hier schreibst? Franzoesische Industrielle stampfen in einem bettelarmen
Entwicklungsland eine Stadt aus dem Boden (!!!) und sind jetzt auf einmal boese Ausbeuter? Was ist
das fuer eine Welt, natuerlich wollen sie damit auch profit machen, voellig logisch, aber die Menschen
dort werden sich freuen endlich irgend eine Arbeit zu haben und nicht mehr in Wellblechhuetten hausen
zu muessen.
Klar wird die Mine irgendwann erschoepft sein. Dann haben die Nigerianer aber immer noch eine
Stadt, in der sich zweifellos auch andere Wirtschaftszweige entwickeln. Nur eben ohne Mine.

Manchmal habe ich das Gefuehl das man heutzutage nur noch ein guter Mensch ist, wenn man blind
verschenkt und nichts im Gegenzug verlangt. Sobald man sich in Richtung "fairer Handel" bewegt,
ist man ein ein gieriges Arschloch das es nur wegen dem Geld macht. So laeuft das aber nicht.

4

Montag, 20. Februar 2012, 19:10

Die Arbeitsplätze sind natürlich ein gutes Argument.. wenn das da überhaupt zutrifft. Der Damm wird zwar für die Montanindustrie dort gebaut, aber das heißt doch nicht zwangsläufig, dass es deswegen mehr Industrien geben wird.
Klar, umweltfreundlich.. das ist meiner Meinung nach aber mittlerweile ein fast schon selbstverständliches Auswahlkriterium. Und sollte es innerhalb der nächsten Jahre auf jeden Fall werden, wenn alles gut geht.

Einerseits hast du's natürlich selbst gesat- die Menschen müssen dort miteinander auskommen, aber nach aktuellem Stand müssen sich die Indianerstämme und andere Menschen der Region einfach nach den Gegebenheiten richten, da gibt's niemanden, der auf die zugeht. Es muss kein verschenken stattfinden, aber da gibt's auch kein "Nehmen und Geben", sondern nur das Nehmen des Staates und das- unfreiwillige- Geben der Betroffenen.

Davon, dass Großindustrien die Zustände der Menschen direkt verbessern sollen, bin ich auch nicht überzeugt. Mehr Arbeitsplätze schliessen mehr Ausbeutung nicht aus, vor allem die der Arbeitnehmer.

Das einzige, das zweifelsohne verbessert wird ist, wie schon gesagt wurde, die Kasse des Landes.


Das mit dem Beispiel in Niger ist natürlich zwiespaltig.. einerseits wurde da 'ne Stadt komplett neu aufgebaut, andererseits auch- anfangs- nur zum Zweck des Uranabbaus, das kann für die Menschen dort selbstverständlich nicht sehr gesund sein.. da muss man sich fragen ob die ohne diese neue Stadt nicht besser dran wären.

5

Mittwoch, 22. Februar 2012, 18:34

Zitat

Die Arbeitsplätze sind natürlich ein gutes Argument.. wenn das da überhaupt zutrifft. Der Damm wird zwar für die Montanindustrie dort gebaut, aber das heißt doch nicht zwangsläufig, dass es deswegen mehr Industrien geben wird.


Doch du, das heisst es. Schon der Bau des Dammes spuelt Millionen in die dortige Bauindustrie und
foerdert die Wirtschaft. Auch fuer den Betrieb und die Instandhaltung werden viele Arbeitskraefte
benoetigt werden. Das sich neue Industrien in der Gegend entwickeln muss nicht sein, ist aber sehr
warscheinlich.

Zitat

Es muss kein verschenken stattfinden, aber da gibt's auch kein "Nehmen und Geben", sondern nur das Nehmen des Staates und das- unfreiwillige- Geben der Betroffenen.


Da hast du voellig Recht. Und das ist auch der Grund warum wir hier auf das Thema gekommen sind,
die Indianer ziehen hier den kuerzeren in Sachen Kultur ihres Stammes.
Ob eine Umsiedlung in ein anderes Gebiet zu viel verlangt ist kann ich nicht beurteilen, halte es aber
fuer noch vertretbar. Zudem der Haeupling jetzt den Hebel haette, spaetere Benachteiligungen durch
Sonderrechte zu verhindern.

Zitat

Das einzige, das zweifelsohne verbessert wird ist, wie schon gesagt wurde, die Kasse des Landes.


Der Staat wird hier am wenigsten verdienen. Die Industrie wir gewinnen, was nur im Interesse der restlichen
Bevoelkerung sein kann in einem noch "unterentwickelten" Land. Eine demokratisch gewaehlte Regierung
als raffsuechtig und geldgierig hinzustellen wirkt absurd, wir reden hier von Staatsgeldern die fuer genau solche
Projekte gedacht sind. Der Praesident bekommt keinen Cent mehr als vorher, egal wie die Sache ausgeht.

Zitat

Das mit dem Beispiel in Niger ist natürlich zwiespaltig.. einerseits wurde da 'ne Stadt komplett neu aufgebaut, andererseits auch- anfangs- nur zum Zweck des Uranabbaus, das kann für die Menschen dort selbstverständlich nicht sehr gesund sein.. da muss man sich fragen ob die ohne diese neue Stadt nicht besser dran wären.


Hier geht mir das Wissen aus um weiterzumachen. Wie genau dort Uran abgebaut wird, wie ungesund das wirklich
ist kann ich nur raten.Ich denke trotzdem das Arbeit das Leben der Menschen dort verbessert.

6

Mittwoch, 22. Februar 2012, 20:12


Damit will ich sagen das man absolut alles schlecht reden und emotionalisieren kann.
Auch den Begriff "Ausbeutung" von Dizzler finde ich hier fehl am Platz. Das Winnetou
der Haeuptling keine Freudenspruenge macht, weil sein Volk gehen muss, versteht sich
von selbst. Aber einfah zu sagen leckt uns am Arsch, das ist unser Wald, ist in einem Land
in dem Menschen miteinander auskommen muessen einfach nicht drin.


Ich sehe den Begriff überhaupt nicht fehl am Platz. Ebenso kann ich dir selektive Wahrnehmung unterstellen, wenn du den Reichtum für die einen Leute hervorhebst und das Schicksal der anderen missachtest.
Ich verstehe prinzipiell den Nutzen des Wasserkraftes für die Brasilianer, klar, Energie bringt Fortschritt. Ich verstehe es aber nicht, wenn Reichtum prinzipiell IMMER mit dem Leid anderer Menschen erkauft werden muss. Diese Unternehmen können doch sicher auch Geld in die Forschung von Solarenergie stecken. Oder einfach mal die Ureinwohner adäquat entschädigen! Du redest nur von den Arbeitsplätzen und dem Nutzen der Energie. Aber irgendwie kommt es mir so vor, als ob diese Ureinwohner als Menschen mit geringerem Wert eingeschätzt werden.

Zitat

Zitat

rgendwo doch Parallelen oder? Schicksal voIn Tausenden Menschen gegen Strom tauschen.


Selektive Wahrnehmung. Das Leben von Tausenden wird durch Arbeit und Strom verbessert,
wenn andere von Wald A in Wald B umziehen. So viel muss doch drin sein, man verlangt ja nicht
das die Indianer den Damm selber bauen.


Dito. Das Leben von Tausenden wird aber auch grundlegend verändert. Es ist eine ganze Heimat die verloren geht, die Menschen müssen das Land ihrer Ahnen verlassen, weil andere Leute Strom wollen. Woher weißt du, dass der Umzug so einfach ist? Es ist nicht wie in den USA, wo ein Mensch einfach mal umziehen kann.
Die Leute kennen die Gegend, wissen, wie sie dort überleben müssen. "Hey ihr müsst euch von hier verpissen, wohin ist uns scheiß egal, wie wollen diesen Fluss aufstauen und die ganze Gegend hier für die Stromerzeugung überschwemmen."
Ausbeutung, das trifft es mMn ziemlich gut. Dass unser Wohlstand auf Ausbeutung aufbaut, ist doch Fakt. Mir kommt es vor, dass dieser Begriff, der meinen wie deinen Reichtum erklärt, dir plötzlich irgendwie unangebracht und hart erscheint?


Zitat

Zitat

Französische Atomriesen bauen in Niger sehr günstig Uran ab und scheren sich nicht um die Gesundheit der dort ansässigen Bevölkerung.
Zu diesem Zweck wurde sogar eine Stadt aus dem Boden gestampft, die mittlerweile 100.000 (!) Einwohner hat, und die eben ausschließlich, um den Uranabbau zu fördern und zu transportien.


Liesst du eigentlich was du hier schreibst? Franzoesische Industrielle stampfen in einem bettelarmen
Entwicklungsland eine Stadt aus dem Boden (!!!) und sind jetzt auf einmal boese Ausbeuter? Was ist
das fuer eine Welt, natuerlich wollen sie damit auch profit machen, voellig logisch, aber die Menschen
dort werden sich freuen endlich irgend eine Arbeit zu haben und nicht mehr in Wellblechhuetten hausen
zu muessen.
Klar wird die Mine irgendwann erschoepft sein. Dann haben die Nigerianer aber immer noch eine
Stadt, in der sich zweifellos auch andere Wirtschaftszweige entwickeln. Nur eben ohne Mine.


Hast du überhaupt gelesen, was ich geschrieben hab? Natürlich freuen sich die Menschen dort, ist ja klar! In wenigen Jahren wird die Mine, die die Stadt am Leben hält, aufgebraucht sein, dann ist Schicht im Schacht. Dann dürfen die Menschen sehen, was sie mit ihrer ach so tollen Arbeit, die es dann nicht mehr geben wird, anfangen werden.
Eine Stadt, die dann schauen muss, wie sie klarkommt, in der es vorher Armut gab, und später noch mehr. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die französischen Industriellen dort eine reiche Stadt aus dem Boden mitten in die Wüste(!) gestampft haben, in der die Leute im Luxus leben.
Außerdem hast du die Kernaussage des Beitrags nicht verstanden.
Hier ein Referenzbeitrag: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur…,686633,00.html
Viel Spaß, den Reichtum der Nigerer zu bestaunen.

Zitat

Manchmal habe ich das Gefuehl das man heutzutage nur noch ein guter Mensch ist, wenn man blind
verschenkt und nichts im Gegenzug verlangt. Sobald man sich in Richtung "fairer Handel" bewegt,
ist man ein ein gieriges Arschloch das es nur wegen dem Geld macht. So laeuft das aber nicht.


Ich meine schon, dass das so läuft. Meiner Meinung nach ist man dann ein guter Mensch, wenn man als Industrieller sich um die Arbeitsumgebung und die Gesundheit seiner Arbeiter schert, wenn man nicht nur den Reichtum vor Augen hat, sondern auch sieht, wodurch dieser Reichtum erkauft wird.
"Ihr seid alle Idioten zu glauben, aus Eurer Erfahrung etwas lernen zu können, ich ziehe es vor, aus den Fehlern anderer zu lernen, um eigene Fehler zu vermeiden." - Otto von Bismarck

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