Eine Sprachwissenschaftlerin
beschäftigt sich mit Kiezdeutsch.
Deshalb bekommt sie Hass-Mails.
Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese
muss zunächst mit einem Missverständnis aufräumen:
Nein, das sogenannte „
Kiezdeutsch“ ist kein falsches Deutsch.
„Wenn Jugendliche systematisch neue Ausdrücke
und Satzstellungen benutzen, dann ist das nicht falsch,
sondern eine neue Sprechweise“,
sagt die Sprachwissenschaftlerin von der Universität Potsdam.
"Kiezdeutsch“ nennt sie den Slang
und bezeichnet ihn als eigenen Dialekt, wie z.b. das Bayerische.
„Ich geh' Görlitzer Park“ sei so ein interessanter Fall oder
„Gib mal Handy“. Oft werden Artikel
oder andere Wörter im Kiezdeutschen einfach ausgespart.
Auch die Stellung von Verben in manchen Sätzen sei bemerkenswert,
meint die Sprachforscherin. „Komme ich nachher“,
sagt ein Kiezdeutsch-Sprecher zu seinen Freunden
und stellt das Verb an den Anfang statt zu sagen: „Ich komme nachher“.
Häufig komme das Wörtchen „so“ in den Sätzen Jugendlicher vor.
Mit diesem Hinweis unterstrichen die Sprecher die Wichtigkeit,
etwa: „...sind wir so ins Kino gegangen“.
Diese Form der Betonung finde sich schon bei bedeutenden Dichtern
des 18. Jahrhunderts wie Lessing, fand Wiese heraus.
Mit ihren Nachforschungen in den Kiez-Cliquen
habe sie sich auch zahlreiche Feinde gemacht, sagt Wiese.
E-Mails mit schlimmen Drohungen, auch Morddrohungen
von selbst ernannten „Schützern der deutschen Sprache“ habe es gegeben.
Was denkt ihr, wenn ihr sowas lest?
Stimmt es, dass dieses Kiezdeutsch eine Art Dialekt ist?
Erfinden die Jugendlichen da eine neue Sprachform?
Oder ist es in euren Augen einfach nur eine Schändung
unserer Muttersprache? Sind Jugendliche zu faul,
die Sätze ganz auszusprechen oder was?
Redet ihr auch so? Findet ihr das cool?
Glaubt ihr, diese Sprachwissenschaftlerin hat Recht,
mit dem, was sie uns da vermitteln will?
Kiezdeutsch
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