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Sonntag, 1. Februar 2009, 03:33

Die Samurai

Jeder von euch kennt wohl den Begriff "Samurai".
Wohl auch etlichen Animes sei Dank .

Aber WER waren die Samurai?
Wie sind sie entstanden, was waren Ihre Ziele und Aufgaben?
Und vor allem, wie kommt es, das sie selbst heute noch DER Inbegriff von Loyalität und Ehre darstellen?

Dieser Thread soll helfen,ein wenig Licht ins Dunkle des beinahe "mystisch" anmutenden Schwertadels zu bringen.

Ursprung und Entstehung


Bis etwa zum Jahre 700 n.C. bestand die Armee des japanischen Kaisers aus Wehrpflichtigen, welche im Kriegsfall an die jeweiligen Provinzen verteilt wurden.
Doch durch den "Taiho-Kodex" von 702, mit dem ein neues Landrechtssystem und Steuerrechtsystem begründet wurde, begann die Entwicklung machthabender Clans und somit des Schwertadels.
Zu den Steuerleistungen gehörte sowohl Fron.-als auch der Millitärdienst.
Kleinbauern,die sich des Millitärdienstes entledigen wollten, verschenkten einfach Ihr Grund und Boden an Klöster und Adelige,um es anschliessend zurück zu Pachten.
Dadurch wiederum entstand eine symbiotische Gemeinschaft zwischen Grossbauern und Gefolgsschaft, ebend das Prinzip von "Herr und Diener".

Dieses neue Prinzip der Schenkung ( "Kishin" genannt ) führte jedoch,trotz eines (unnützen ) Verbotes zum Zusammenbruch des veralteten und beinahe unmöglich zu verwaltendem Wehrpflichtsystems.

Ende des 8.ten, Anfang des 9.ten Jahrhunderts (die "Hejan"-Periode ) wollte Kaiser "Kammu" sein Reich vergrössern und das nördliche Honshu Konsolidieren.

Wie man ja nun die Japaner kennt, wurde sogleich eine Armee ausgesandt, um diese Aufgabe "in Angriff zu nehmen"
Nebenbei führte Kaiser "Kammu" auch gleich den Titel des "Shogun" ein, wobei er sich bei der Unterwerfung auf die starken regionalen Clans verließ.

Aber die Gegner waren stärker als vermutet ( oder aber die Wehrpflichtigen waren schlechter als gehofft; der Standpunkt entscheidet ), woraufhin 792 n.C. die Wehrpflicht abgeschafft wurde und statt dessen eine Freiwilligen-Armee aufgebaut wurde.
Dieses war jedoch nicht mehr in der Lage, die Sicherheit im ganzen Land aufrecht zu erhalten. Besonders in den entlegenen Provinzen verschlechterte sich die Situation, so dass die lokalen Großbauern dort letztlich selbst für ihre Verteidigung sorgen mussten. Sie waren dabei so erfolgreich, dass sich einige Familien im Laufe der Zeit darauf spezialisierten, militärische Aufträge des Kaiserhauses durchzuführen – der Schwertadel (Buke ) war geboren.

Diese Vorläufer der klassischen Samurai wurden vom Herrscher ausgestattet. Ihnen war es vorgeschrieben fortwährend ihre Beherrschung der Kampfkunst zu verbessern.


Die Ausbildung

Harter Tobak
Würde keiner von Euch in der jetzigen Zeit als "angenehm" empfinden

Früh gings los,was das Leben eines "Samurai" betraff.....
Im durchschnitt wurde mit dem 3.ten Lebensjahr mit der Ausbildung begonnen. Und zwar mit einem so harten Drill, neben denen die Ausbildung der "U.S Marines" wie eine lustige, fröhliche Pfadfindergruppe anmutet.

Vor allem die Körperbeherschung und die Schmerzunterdrückung standen in den ersten Jahren der Ausbildung auf dem Dienstplan.
So ab dem 4.ten Lebensjahr kam dann die Entwicklung der "geistigen" Fähigkeiten auf den Lehrplan, wobei die "Azubis" in ein Kloster geperrt wurden, um dort Lesen, Schreiben und die ersten Grundzüge des Buddhissmuss zu erlernen.
Ausserdem mussten sie lernen, Ihre Angst zu besiegen, wozu man sie zwang, auf Friedhöfen und Richtplätzen zu übernachten.
Mit 5-6 Jahren kam dann die eigentliche Ausbildung, die Waffenausbildung auf den Lehrplan...
Bogenschiessen, Schwertkampf und Jiu Jiutsu (lezteres stellt eine Art der unbewaffneten Verteidigung dar ).

Im Alter von 12 Jahren ging es dann in die Ausbildung bei einem älteren, erfahreren Samurai und dauerte im Durchschnitt bis zum 15.ten Lebensjahr.
Danach verband die beiden meisstens eine Lebenslange,platonische Freundschaft,genannt "Wakashudo".
Es ist übrigens bei den Samurai nicht unüblich gewesen,Homosexuelle Beziehungen zu einem anderen Samurai zu hegen. Jedoch wurde es als verächtlich angesehen,wenn man wechselnde Partnerschaften pflegte. Ein Partner, egal ob Mann oder Frau, sollte fürs Leben sein.
In dieser Beziehung ist Ihre Philosophie der unserigen weit überlegen gewesen.

Das "Gempuku" war dann die feierliche Abschlusszeremonie der Ausbildung und bei diesem Fest wurde dem jetzt vollwertigen Samurai sein "Dai-Sho" überreicht.
Das "Dai-Sho" ist das bekannte Schwerterpaar, bestehend aus einem Katana und einem Wakizashi.
Auf die verwendeten Waffen werde ich später noch ausführlicher eingehen,da das ja mein eigentliches Interesse darstellt .
Zusätzlich musste er seinen alten Kindernamen ablegen und einen neuen Namen für sein Leben als Erwachsener annehmen. Und er bekam den traditionellen Haarschnitt der Samurai .

(An dieser Stelle mache ich für Heute schluss,mir bluten schon metaphorisch meine Fingerkuppen
Ausserdem muss ich jetzt DRINGENDST ein wenig meine Klinge schwingen )

Weiteres Interesse?


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So,als erstes mal die Bezeichnungen und Bestandteile des "klassischen" Katana´s
Da die Bauform bei Wakizashi´s (Kurzschwert) und Tanto´s (Dolch) identisch ist,ändern sich (meines Wissens nach) die Bezeichnungen nicht.


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Beschreibung diverser Teile des Katana



Das Tsuka (Griff):

Mekugi: Haltestift aus Bambus der die Klinge im Griff hält, abhängig vom Verwendungszeck, wurden bis zu 3 davon eingesetzt .

Habaki: Die Schwertzwinge am Klingenansatz vor der Tsuba, das Habaki hält das Schwert fest in der Saya und hält die Tsuba fest.

Tsuba: Das Stichblatt des Katana, wird oft fälschlicherweise mit der Parierstange oder dem Korb eines Europäischen Schwertes gleich gesetzt. Jedoch hat die Tsuba keine defensiven Zweck, sie dient mehr dazu ein Greifen in die Klinge zu verhindern und manchmal auch um Rang und Klanzugehörigkeit aufzuzeigen.

Seppa: Die Unterlegscheiben zwischen Tsuba und Habaki sowie Fuchi.

Fuchi: Griffzwinge an der Tsuba

Kashira/Tsuka-Gashira: Die Griffzwinge am Ende der Tsuka

Menuki: Unter der Tsuka-ito angebrachte Metallteile, häufig wird ein Dekorativer Zweck vermutet jedoch wurden die Menuki in einigen Koryû (Alte Schulen/Systeme) an bestimmten Stellen platziert, dies sollte je nach Technik die Griffigkeit erhöhen.

Fuchi/Kashira/Tsuba/Menuki sind häufig im selben Stil gestaltet, Naturmotive, Mythische Motive oder eben die Klanzugehörtigkeit werden dargestellt.

Samegawa: Unter der Wicklung angebrachte Rochen- oder Haifischhaut.

Tsuka-ito: Griffwicklung aus verschiedenen Materialien (Baumwolle, Seide, Leder) und diversen Farben.

Tsukamaki - Die Griff-Wicklung

Nicht nur zur Optik sondern auch zu wichtigen technischen Anteilen eines Schwertes im japanischen Stil trägt die Wicklung des Griffes bei. Am häufigsten wird (heut zu tage) Baumwolle und Seide für diese verwendet. Früher wurden Katanas ,die "Feldtauglich" sein sollten, mit Glatt- oder auch Wildleder gewickelt.


Baumwolle:
Gute Baumwolle nimmt Schweiß auf, ist sehr robust und Form-beständig. Baumwolle ist bei Mittelklasse Iaito's Standard

Seide:
Ist weitestgehend gleich mit Baumwolle was die Eigentschaften betrifft. Dazu kommt der seidige Glanz und das Seide nicht ausfranst

Glattleder:
Glattleder ist sehr ausdauernd, nimmt allerdings wenig Schweiß auf, bei häufiger Verwendung fühlt sich das Leder nach einiger Zeit klebrig an.

Wildleder:
Wildleder nimmt wesentlich besser Schweiss auf allerdings ist Wildleder weniger zugfest als die andere Ledersorten.

Die Klinge:

Sori:
Die Biegung (Sori) einer Klinge unterscheidet sich in der Stärke und der Art der Sori, die stärke der Sori wird von der Habaki bis zur Kissaki gemessen (misst man am tiefsten Punkt der Biegung, erhält man die Sori), die Art der Sori zeichnet sich durch das Zentrum, bzw. den Scheitelpunkt der Biegung aus. Die Sori nimmt sehr starken Einfluss auf die Handhabung und das Schnittverhalten einer Klinge. Ein Schwert mit tiefer, also starker Sori, schneidet leichter als geradere Schwerter, da durch die Biegung verstärkt Energie in Form einer ziehenden Schnittbewegung wirkt. Ein Schwert mit geringer Sori „spaltete" das Ziel eher, während ein Schwert mit tiefer Sori das Ziel schneidet und somit weiche Ziele besser und einfacher durchtrennt.

Bohi:
Die Hohlkehle, fälschlicherweise Blutrinne genannt, dient zur Gewichtsreduktion des Schwertes. Eine Klinge mit Bohi versetzt den Schwerpunkt etwas weiter in Richtung des Griffes, was es führiger und leichter zu beherrschen macht, während eine klinge ohne Bohi wesentlich stabiler, aber dafür auch etwas schwerfälliger ist, da der Schwerpunkt in Richtung schwertspitze wandert.

Kissaki:
Die Kissaki, also die Spitze, welche durch die Yokote von der restlichen Klinge getrennt wird, gib es in verschiedenen Ausführungen, welche jedoch keine spürbaren Auswirkungen auf das Handling, bzw. das Schnittverhalten einer Klinge nehmen. Unterschieden wird zwischen einer Ko-kissaki (einer kleinen Spitze), einer Chu-kissaki (mittelgroße Spitze) und der O-kissaki (einer großen Spitze).

Nakago:
Wichtig, aber oft kaum beachtet, ist die Nakago, die Angel der Klinge, welche durch die Mekugi (Haltebolzen) im Griff gehalten wird. Sie kommt leider selten ans Tageslicht, da sie vom Griff des Schwertes umschlossen wird. Gute Schwerter besitzen eine Nakago, welche der Länge des Griffes angepasst ist und somit die Stabilität und das Handling positiv beeinflusst.

Die Saya (Schwertscheide):

Koiguchi: Das "Karpfenmaul", so gennant weil die Öffung aussieht wie das Maul eines Karpfens, meist aus Horn gefertigt können aber auch andere Materialien wie Stahl oder Kupfer zum Einsatz kommen.

Kurigata: Die Befestigung für das Sageo, normalerweise aus Horn gefertigt kann auch hier Stahl oder Kupfer verarbeitet werden.

Sageo: Das Schwertband, besteht meistens aus dem selben Material wie die Griffwicklung und es gibt verschiedene Webarten (Fischgrätenmuster, Rautenmuster etc.). Es soll verhindern das die Saya im Getümmel verloren geht, überdies ist es quasi ein Allzweckband welches zum Fesseln, Im Baum hochängen der Nahrung (Um sie Nachts vor hungrigen Tieren zu schützen) oder auch zum Zusammenbinden der Breiten Kimono/Haori Ärmel verwendet werden konnte.

Eine Anleitung um das Sageo zur Aufbewahrung zu binden findet sich hier: http://www.nihontoantiques.com/sageo_tying.htm

Kojiri: Die Abschlusskappe der Saya, gefertigt aus den selben Materialien wie Koiguchi und Kurigata.


[EDIT by Cat]
Ich habe mal einen Teil des Posts in einen Spoiler getan.
Wer also Interesse hat, kann dort mehr darüber nachlesen.
(Sorry der Post war einfach zu lang xD)

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Freitag, 23. Juli 2010, 20:51

Danke für die ausführliche Beschreibung der Samurai! So lernt man mehr... (Nein, ich habe jetzt nicht alles gelesen, nur halt überflogen, der Text erschlägt sonst ja einen ^^).


Ich liebe dich, my Love, Daico <3

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Dienstag, 1. Februar 2011, 17:22

Aber mal ne Frage, haben die Samurais jetzt eher Kendo oder Iaido praktiziert, also in Filmen wie "The Last Samurai" oder "Zatoichi - Der blinde Samurai" sieht es mehr aus als ob sie Iaido machen würden, wohingegen in Animes wie Peacemaker Kurogane eher der Eindruck des Kendos entsteht. Wäre nett wenn du mir diese Frage beantworten könntest, danke vorab^^
Viza - Viktor
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Bald liebe Leute ist wieder das Kirschblütenfest in Hamburg, freu mich total auf das Feuerwerk ;D