ls Geisha, bestehend aus den chinesischen Zeichen fuer Kunstfertigkeit und Person, wurden im fruehen 17. Jahrhundert in Japan eigendlich maennliche Unterhaltungskuenstler bezeichnet. Die Vorlaeufer der spaeteren weiblichen Geisha waren zum einen Wanderhuren, die zu Festen eingeladen wurden, um die Gaeste zu unterhalten. Mit der Zeit wurden diese Maedchen immer professioneller in ihren Kuensten und verdraengten schließlich ihre maennlichen Konkurrenten fast gaenzlich von der Bildflaeche. Um sich von den Prostituierten abzugrenzen, behielten sie den Namen Geisha bei und kleideten sich schlicht, um ihre Kunden allein kuenstlerisch und intellektuell zu unterhalten.
Die Zeit der Abschottung Japans von der restlichen Welt (1868 - 1912) gilt als goldenes Zeitalter der Geisha. Im Gegensatz zu den Vierteln der Prostituierten waren die Geisha-Viertel vor allem von den Reichen und Einflussreichen gut besucht. Sie schaetzten die Andersartigkeit der Geisha, die im Gegensatz zu einer normalen japanischen Frau gebildet war und keine Ruecksicht auf gesellschaftliche Konversationen nehmen musste.
Die meisten Geisha-Anwaerterinnen (Maiko) wurden von ihren Eltern an ein Geisha-Haus (Okiya) verkauft, da sie ihre eigenen Kinder nicht ernaehren konnten. Die lange Ausbildungszeit war mit harter Arbeit verbunden und der Werdegang einer guten Geisha war auch fuer das Okiya mit einem enormen Aufwand verbunden. Eine normale Geisha, die keinen Spitzenstatus erlangte, konnte ihre Schulden Zeit ihres Lebens nicht an das Geisha-Haus zurueckzahlen und war somit nie unabhaengig.
Am Ende der fuenf bis sechs Jahre dauernden Ausbildung stand das so genannte Mizuage-Ritual, der Verlust der Jungfraeulichkeit. Um den Schuldenberg der Geisha zu erleichtern, welcher durch die Ausbildung entstand, wurde diese "Ehre" an den meistbietenden unter den Kunden des jungen Maedchens verkauft.
Mit dem zunehmenden Einfluss aus dem Westen aenderte sich auch das Bild der Geisha radikal. Neue, moderne Modestile verdraengten sie von der Bildflaeche. Über Unterhaltungskuenstler und Taenzerinnen zu Statussymbol der Reichen als einflussreiche Geliebte und Trendsetterinnen in Sachen Mode bis hin zu verfallenden Traditionen und Werten verkoerpert die Geisha in jeder ihrer Entwicklungsphasen ein Stueck Japan im Wandel der Zeit.
Quelle: 'Peach', Ausgabe No. 1
Weitere Beschreibung
Liebesdienst mit Tradition
Geishas von heute sind keine Prostituierten mehr wie ihre Vorgaengerinnen es noch vor mehr als zweihundert Jahren waren. Den Beruf der Geisha gibt es seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Damals arbeiteten die Frauen in den Teehaeusern der Rotlichtbezirke vieler japanischer Staedte. Ihre Aufgabe war es, die maennlichen Gaeste mit kurzweiligen Gespraechen, mit Liedern oder kleinen Kunststuecken zu unterhalten. Davon leitet sich auch der Begriff Geisha ab, was so viel heißt wie "eine Person, die in der Kunst bewandert ist". Aber die Geishas boten den Gaesten auch ihren Koerper gegen Geld an. Ihr Ansehen in der japanischen Gesellschaft war zu jener Zeit dementsprechend gering.
Um dieses zwielichtige Berufsfeld besser in den behoerdlichen Griff zu bekommen und besser kontrollieren zu koennen, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine offizielle Trennung zwischen den einfachen Dirnen und den hoeher gestellten Unterhaltungsdamen, den Geishas, vorgenommen. Diese verdienten zwar immer noch, neben ihrer Hauptbeschaeftigung als Gesellschaftsdamen, auch mit kaeuflicher Liebe ihr Geld, konnten sich ihre Freier jedoch aussuchen. Dieses Recht stand den einfachen Freudenmaedchen nicht zu.
Geishas waren mit dieser Statusaenderung salonfaehig geworden und genossen bei Prominenz und Politik hohes Ansehen. Zwischen 1868 und 1912 wurden zwoelf Ehen zwischen hochrangigen Politikern und ehemaligen Geishas geschlossen. Bis heute genießen die Geishas in Japan eine sozial hohe Anerkennung und gehoeren zur Tradition und Kultur des Landes.
Wuenscht ein Kunde die Gesellschaft einer Geisha, wendet er sich an eine offizielle Geisha-Vermittlung, bei denen die japanischen Unterhaltungsdamen registriert sind. Die Geishas von heute arbeiten in den traditionellen Teehaeusern und werden von wohlhabenden Kunden fuer Geschaeftsbankette und ausgefallene Partys engagiert. Bezahlt werden sie nach einem festgelegten Stundentarif. Ihren Lohn nennt man sehr poetisch Blumengeld (Hanadai). Darueber hinaus ist es aber auch ueblich, die Geishas fuer ihre Dienste mit einem stattlichen Trinkgeld zu belohnen.
Ende einer langen Tradition?
Der Beruf der Geisha hat heute mit großen Nachwuchsproblemen zu kaempfen. Gab es in der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts noch ueber 70.000 offiziell registrierte Geishas, so sind es gegenwaertig nur noch einige hundert. Die wenigen Geishas, die es heutzutage noch im Land der aufgehenden Sonne gibt, leben wie in einer anderen, laengst vergangen Zeit und Welt. Immer weniger junge Japanerinnen moechten sich der langwierigen und schwierigen Lehrzeit einer Maiko unterziehen.
Ein anderer Grund fuer diesen Rueckgang ist natuerlich auch in den allgemein verbesserten Ausbildungsstandards und Berufschancen fuer Frauen in Japan zu sehen. War der Beruf der Geisha frueher fuer viele Frauen die Moeglichkeit einen besonderen sozialen Status zu erreichen, so machen die jungen Japanerinnen von heute lieber in der Industrie, Bankwirtschaft oder im Handel Karriere. Wegen des akuten Nachwuchsmangels ist man sogar schon im aeltesten Geisha-Bezirk von Kyoto, in Kamishichiken, dazu uebergegangen neue Geishas ueber Internet und Annoncen anzuwerben. Die lange und gruendliche Ausbildung wird bei dieser neuen Methode allerdings vernachlaessigt und so arbeiten heutzutage immer mehr Frauen als Geisha, ohne eine Ausbildung im klassischen Sinne genossen zu haben. Der Anfang vom Ende einer langen japanischen Tradition hat damit begonnen