Xyania
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Xyania sah die beiden Soldaten, die schnellen Schrittes und erhobenen Schwertes auf dem besten Weg waren, in ihr eigenes Grab zu fallen und lachte. Ihr hämisches Grinsen wurde breiter, als sie den hoffnungsvollen Blick des Alten spürte, der starr vor Schreck neben ihr stand, die Ankunft der Soldaten aber wohl als Rettung sah. Angewidert stieß Xyania ihn zurück, ohne ihn auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Eine schnelle Klinge trennte seinen Kopf von seinem in sich zusammen sackenden Körper.
'Du wirst es mir noch danken, Wurm!', dachte sie sich und ihr Blick verfinsterte sich zu einem grauenhaften Ausdruck, ihr Lächeln wurde breiter. 'Du hättest es eh nicht mehr lange gemacht.'
Sie wandte sich den Soldaten zu, denen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand und lächelte sie auf ihre eigene spezielle Art an, ihre Augen funkelten.
"Kommt nur her, dreckiger königstreuer Abschaum, ihr werdet die nächsten sein!", lachte sie. Es war ein grausames, kaltes Lachen, wie man es schon lange nicht mehr von ihr hatte hören können.
Einst schon war sie von blanken Hass und Rachegelüsten durch das Land getrieben worden. Schon zu lange hatte sie ihren Hass in ihrem Inneren verschlossen gehabt, die Trauer und Wut die sie in ihrer Kindheit erlebt hatte, hatten sie wahnsinnig werden lassen. Lange hatte sie gebraucht, um ihn wieder tief in sich einsperren zu können, aber jetzt konnte sie ihn nicht mehr halten. Und sie genoss ihn.
Die Schritte der Soldaten verlangsamten sich, Furcht ließ ihre Körper erbeben. Xyania spürte ihre Angst, suhlte sich darin, dann kam sie auf sie zu. Ihr Katar anlegend sah sie die beiden herablassend an.
"Stehen bleiben, im Namen des Königs!", schrie ihr der eine entgegen und wieder lachte sie nur.
"Euer König wird euch nicht mehr viel helfen können, glaube ich."
Sie beschleunigte ihre Schritte, rannte auf den Soldaten zu. Zitternd hielt er sein Schwert in den Händen gegen sie gerichtet, doch es fiel schon zu Boden, bevor auch sein Kopf ihm folgte. Blut spritze auf die Klinge, auf Xyanias Gesicht. Der andere Soldat war starr vor Schreck, sah den leblosen Körper seines Freundes hinabfallen, er landete direkt zu seinen Füßen. Sein Erbrochenes mischte sich mit dem Blut seines Kameraden.
Xyania stand da, mit dem Katar stumm auf den zum Tode Geweihten gerichtet.
Wenn sie jetzt so den Weg entlang sah, in tiefrotes Blut getränkt... War sie auch schon eine Bestie wie einst jene, die ihre Familie hingerichtet hatten?Kurz hielt sie inne bei dem Gedanken, schüttelte ihn aber schnell wieder ab. 'Ihr habt mich zu diesem Monster gemacht, jetzt spürt auch den Schmerz, wie ich ihn einst spüren musste!'
Erneut füllte sich ihr Gesicht mit Zorn, ihr kalter Blick ruhte auf dem Soldaten, der sie panisch anstarrte.
"Bitte, ich flehe Euch an...", waren seine letzten zusammenhängenden Worte, bevor er sich in Schmerzensschreien verlor.
Als sein blutüberströmter Körper im Blut der anderen badete, blickte Xyania auf und betrachtete ihr Werk. Wieder kehrten die Gedanken in ihren Kopf zurück, die sie schon viele Male abgeschüttelt hatte, doch ihr Unbehagen wurde sie nicht los.
Sie packte ihr Katar und ihr Schwert zurück, zog die Kapuze wieder tiefer ins Gesicht und machte sich auf den Weg gen Tristhan, nach Süden.
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