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* * *

Lyrah hörte einen dumpfen Klang aus dem Flur vor dem Gemeinschaftszimmer.
Schnell legte sie das Teil, welches sie in der Hand hielt, zurück auf den Tisch
und eilte zum Durchgang. Im ersten Augenblick sah sie nichts, dann fiel
ihr Blick zum Fuße der Treppe. Dort lag eine Person in einem roten Anzug.
Beim näher gehen erkannte Lyrah die Person als das Mädchen wieder,
mit dem sie im Speisesaal schon gesprochen hatte.

Schnell ging sie neben der bewusstlosen in die Knie.
"Hallo? Hörst du mich?" Sie berührte vorsichtig mit der Hand den Arm
des Mädchens. Ganz leicht rüttelte die an dessen Schulter.
"Hörst du mich?"
Das Mädchen zu Lyrahs Knien rührte sich ein wenig und
öffnete langsam die Augen. 'Was ist bloß mit ihr passiert?'

Lyrah half dem Mädchen, dessen Name ihr nun wieder einfiel,
etwas hoch, und lehnte sie gegen die Wand.
"Bleib hier sitzen Ashley, ich hole eine Schwester!" Unsicher blickte
sie sich im Gang um und entschied sich dann hinunter zu den
Untersuchungsräumen zu laufen. Dort vermutete sie die Pfleger
am ehesten um diese Zeit.

* * *

* * *

Lyrah kam mit Nima zurück und gemeinsam brachten sie Ashley vorerst auf
ihr Zimmer. Nima bat Lyrah zu gehen, damit sie sich erstmal um das Mädchen
kümmern könne. Nickend verlies Lyrah das Zimmer der noch Fremden
und machte sich auf den Weg zurück in Richtung Gemeinschaftsraum.

Auf dem Weg traf sie Luke, der mit einem Stapel Papier bewaffnet
die Treppe hoch gestiefelt kam. "Hallo Luke! Hast du auch deine Pläne bekommen?"

Die beiden unterhielten sich eine Weile auf dem Gang und gingen Lukes
Plan für die Woche durch. "Ja, da steht bei mir das gleiche am Freitag."
Lyrah deutete auf den Schriftzug der Unterricht ankündigte.
"Ich frage mich, wie viele von den Patienten hier wohl mitten aus
dem Schuljahr gerissen worden sind, so wie wir..." Sie schaute sich um,
etwa ein Drittel der Patienten hier waren schätzungsweise
unter 15 Jahre alt. Vielleicht hatten einige vorher studiert...

Als Nima an ihnen vorbei kam nickte sie ihnen freundlich zu.
Augenblicklich sprang Lyrah auf und zog Luke am Arm mit sich.
"Komm, wir gehen hoch, Ashley ging es vorhin nicht so gut,
sie scheint auf ihrem Zimmer geblieben zu sein, vielleicht kann
sie etwas Gesellschaft gebrauchen. Auch beim Essen war sie schon
so merkwürdig, nicht dass ihr etwas ernsthaftes fehlt."
An der Zimmertür der Patientin klopfte Lyrah vorsichtig an
und wartete darauf, ob Jemand sie und Luke hinein bitten würde.

* * *

* * *

Lyrah nickte. Etwas zögerlich betrat sie gefolgt von Luke das Zimmer.
Ashley setze sich auf ihr Bett und deutete etwas schüchtern zum
einzihen Stuhl in diesem Raum. Luke schien das zu bemerken und
setzte sich kurzum im Schneidersitz auf den Boden.
Eine Weile saßen sie schweigend beisammen, dann fasste Lyrah sich
ein Herz und brach das Schweigen.
"Wie geht es dir Ashley? Ist alles okay? Bist du krank?"
Sofort lief sie leicht rosa an. "Also, ich meine... ich will nicht aufdringlich sein.
Ich.. ähm.. also wenn du irgendwas brauchst... Dann sag bescheid."
Ein offenes Lächeln schlich sich nun über ihr Gesicht.
"Du hast als Einzige andere Kleidung... was ist das für ein Anzug,
den du da immer trägst? Er sieht... nicht aus wie Stoff, eher wie Metall und
dennoch scheint er für dich bequem zu sein... Was ist das für ein Material?
Ich meine... er sieht einfach anders aus..."
Lyrah merkte, wie sie nervös anfing zu plappern und stoppte abrupt,
ehe es noch peinlicher für sie werden würde.
'Was mach ich hier bitte? Ich sitze in einem fremden Zimmer
und rede über Klamotten, die mich garnichts angehen...'
Ihr Blick wanderte zu Luke und dann zurück zu Ashley, überaschenderweise
lächelte diese unbd schaute ganz und garnicht genervt.


* * *

* * *

"Was sind das für Tabletten?" Lyrah schlug die Beine übereinander.
'Es klingt unglaublich aber ich habe den Anzug selbst berührt...
Und sie verträgt auch das Essen hier nicht, sie sieht so verzweifelt aus.'

Lyrah stand auf und ging auf Ashley zu. "Ashley. Dieser Anzug, der Code.
Wofür wollen sie ihn haben?" Irgendwas daran machte ihr Angst.
Die Menschen experimentierten in ihren Augen schon zu viel
mit Dingen, von denen sie nicht wussten, was sie damit auslösen konnten.
Ashley hatte ihre Neugier geweckt, sie hatte so viele Fragen über
die Zukunft, ob man schon Medikamente gegen bestimmte Krankheiten
gefunden hatte und was sich alles verändert hat.
Aber scheinbar sehr viel, denn Ashley schien in diesee Zeit nicht sehr
integriert zu sein. "Was passiert, wenn sie den Code lösen?
Schicken sie dich dann zurück in deine Zeit..? Und wie bist du her gekommen?
Warum bist du hier?"... Sie stoppte ihren Redeschwall als sie merkte,
dass sie schon wieder zu viele Fragen stellte.
Verlegen senkte sie den Kopf.

* * *

* * *

Lyrah legte vorsichtig ihre Hand auf Ashleys Schulter.
"Wir müssen das verhindern." Sie warf dem Mädchen einen
flehenden Blick zu. "Ich kann verstehen, dass du nach hause
willst, in deine Zeit zurück und deine Schwester finden...
aber du kannst damit doch keine Leben riskieren!"
Sie zog ihre Hand zurück. "Kannst du die Kapsel nicht reperieren?"
Ihr Blick wanderte zu Luke, der einfach nur da stand und grübelte.

"Wir können dir doch helfen! Wir können auch nach deiner
Schwester suchen, wenn sie sich in dieser Zeit befinden sollte."
Lyrah konnte Ashleys Schmerz verstehen, sie selbst würde Alles
tun, um ihre Mutter zu finden, wenn es einen Weg geben würde...
Aber es war einfach nicht richtig, andere Menschen dafür zu opfern.

* * *

* * *

"Außerdem sollten wir wohl bei Nacht versuchen das
Gebäude zu verlassen, da kommen uns nicht so viele Leute
in den Weg, wir müssen nur wissen wer Nachtwache hat
und wann die Wachen ihre Runden machen." Lyrah zog einen
kleinen Block mit einem Stift aus ihrer Uniformtasche.
"Die Pläne hängen wahrscheinlich im Büro von Dr. Engel,
ich muss ihm noch meine Unterlagen bringen, überlasst das mir."
Sie zog die Augenbrauen hoch, atmete tief ein und
verließ das Zimmer.
Kaum war sie im Erdgeschoss angekommen, erklang die
Glocke zum Abendessen und sie sah, wie Dr. Engel sein
Büro verließ und die Tür abschloss. 'Mist, dann eben nach dem Essen.'
Zusammen mit allen Anderen verschwand sie in Richtung Speisesaal,
wo sie sich an einen Tisch setze und auf Luke und Ashley wartete.
Es gab Reis mit Gemüse und Frikadellen, nicht perfekt aber
durchaus genießbar. Im Speisesaal war es immer so laut, dass man
beinahe brüllen musste, um sein eigenes Wort zu verstehen.
Ein Junge wurde von Janette und Dr. Severin
in den Saal begleitet und kurz unter dem Namen Lian vorgestellt.
Der Junge schaute genervt über die Klpfe der Patienten und setzte
sich dann an einen Tisch ganz hinten in der Ecke.
"Ist er neu?" Lyrah wandte sich an Ashley.

* * *

* * *
Nachdem die meisten Patienten ihr Essen verzehrt,
sich noch ein wenig unterhalten oder einfach nur stumpf
dagesessen hatten, leerte sich der Speisesaal mehr und mehr.
Luke, Ashley und Lyrah jedoch aßen bedächtig langsam
und zogen die Zeit so lang es nur ging.
Als bis auf eine handvoll anderer Insassen alle den
Saal verlassen hatten, atmeten sie hörbar auf.
"Ich werde gleich nochmal versuchen an den Plan
für die Nachtwache zu kommen." Lyrah schob ihr Tablet
von sich weg und stand langsam auf. Sie hob die Hand
und machte sich auf den Weg in den Gang mit den Büros.

Ehe sie anklopfte, überflog sie nochmal rasch die Unterlagen,
klopfte sie zu einem Stapel zusammen und trat dann vor die Tür.
Wir erwartet saß Dr. Engel an seinem Schreibtisch und lächelte
freundlich, als er sie erblickte. "Schön, du hast also die Papiere
ausgefüllt?" Er bedeutete ihr, sich ihm gegenüber zu setzen.
"Dann wollen wir doch mal sehen, ob alles in Ordnung ist."
Er beugte sich über die Zettel und ging sie rasch durch,
während Lyrah stumm im Raum herum blickte
und versuchte, herauszufinden, wo die Pläne sich befanden.
An der Wand neben der Tür hing eine große Metaltafel,
auf der Magnete hinter Namen an pinnten, die in Tabellen
eingetragen waren, diese Tafel erinnerte Lyrah an die, aus dem
Krankenhaus in dem sie damals gelegen hatte, als sie sich den
Arm gebrochen hatte. Damals waren dort die Zimmer und
Arbeitszeiten der Schwestern eingetragen gewesen.
Sie versuchte zu erkennen, wie diese Liste hier aufgebaut war
doch aus der Entfernung konnte sie kaum etwas erkennen.

Sie überlegte, wie sie unbemerkt näher an die Tafel heran
rutschen könnte. Da sah sie auf der kleinen Kommode an
der Wand eine Tücherbox. Schnell fing sie an zu schnupfen,
der Doktor schaute sie an. "Hast du dich verkühlt meine Liebe?"
Lyrah hob die Schultern, "Kann schon sein." Sie schniefte demonstrativ
und sah verlegen zu dem Doktor. "Hätten sie vielleicht ein Taschentuch
für mich? Es ist mir wirklich unangenehm." Dr. Engel nickte
und deutete zu ihrem Glück zur Komode. "Bedien dich."
Dann widmete der sich wieder den Unterlagen zu.

Lyrah bewegte sich langsam zu in Richtung Tücherbox,
die Augen immer auf die Tafel gerichtet.
Sie suchte nach den heutigen Datum.
'Freitag, heute, da haben wir ihn ja... Nachtwache...
Hastor Breek und Ronku. Zwei Männer also.'
Schnell überflog sie noch die Zeiten der Rundgänge,
nach sich dann ein Tuch, putze sich leise die Nase
und ging zum Tisch zurück. Dr. Engel hob seinen Blick.
"Sehr schön, ich denke die Daten sind komplett.
Bitte erinnere Luke noch daran, dass er auch seine
Bögen noch abgibt, solltest du ihm begegnen."
Er lächelte noch einmal ausdurckslos und deutete dann
bestimmt zur Tür. Lyrah nickte und verabschiedete sich.

Inzwischen war der Speisesaal leer und sie machte sich
auf die Suche nach den beiden Anderen.
Sie fand sie im Aufenthaltszimmer, wo sie auf einem
der Sofa saßen und schweigend die anderen Patienten
beim Puzzlen beobachteten. Unauffällig nickte sie ihnen zu
und gesellte sich zu ihnen. "Jetzt heißt es wohl warten..."

* * *

* * *

Lyrah sah sich um, entdeckte Lian und zog die Stirn kraus.
Sie wisperte den beiden Nachbarn zu, dass das der Junge ist,
der am Vorabend für so viel Aufsehen gesorgt hatte.
"Er scheint uns zu beobachten. Ob er etwas mitbekommen hat?"
Die drei wandten die Köpfe synchron zu Lian nach hinten
und trafen mit ihren Blicken den Seinen.
Er schaute nicht weg, hielt ihren Augen stand.
'Er weiß etwas...' Lyrah stand auf und trat zu dem
ihr fremden Jungen. "Hallo, ich bin Lyrah. Lian richtig?"
Sie deutete auf die anderen beiden. "Das sind Luke und Ashley,
möchtest du dich nicht zu uns setzen?"
Als er nichts weiter tat als sie weiterhin anzusehen,
rollte sie mit den Augen. "Na schön, du hast etwas gehört stimmts?"
Sie nickte mit dem Kopf in Richtung der Tür.
Zusammen gingen die vier hinaus auf den Flur, der gerade
menschenseelenleer war. "Wirst du uns verraten?"

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