* * *
Sheyla rannte durch die Gänge des Internates.
Sie wusste das Frau Melindes hinter ihr war,
nicht weit hinter ihr.
Sie konnte die Schritte der Frau hören, sie hallten
durch die Gänge. Sheylas Atem ging schnell, ebenso
wie ihr Herzschlag.
Sie fragte sich, wie weit diese Gänge noch verliefen.
Es nahm und nahm kein Ende.
Schatten an den Wänden schienen nach Sheyla zu
greifen und plötzlich fiel sie.
Sie fiel auf den harten, kalten Boden und spürte, wie
der Schmerz sie durchfuhr. Frau Melindes tauchte über
ihr auf und lachte schallend.
"Du kannst mir nicht entkommen Sheyla! Gib auf!"
Sheyla schüttelte den Kopf und wollte aufstehen
doch es ging nicht.
Sie schlug mit den Händen um sich, traf irgendwas,
das Gesicht der Lehrerin verzerrte sich zu einer
Grimasse und verschwnd dann in der Dunkelheit.
Sheylas Augenlieder zuckten, dann sah sie sich um.
Sie lag in ihrem Bett, in finsterer Nacht.
'Was für ein Traum...'
Sie setzte sich auf und schüttelte den Kopf.
Ihre Augen brauchten einige Sekunden, um sich an
die Dunkelheit zu gewöhnen, dann erkannte sie die
Umrisse der Möbel und auch Jun, die in ihrem Bett lag.
Alles war still.
Mit dem handrücken wischte rieb sich Sheyla die noch
müden Augen und strich sie die langen Haare aus dem
Gesicht. Dann stand sie auf, taumelte schlaftrunken zur
Tür und verließ das Zimmer.
Ihre nackten Füße berührten das Mamor der Stufen, die
nach oben schlich.
Sheyla war dem Gedanken verfallen, den Raum zu betreten,
in dem sie zum ersten Mal bewusst ihre Kräfte gespürt hatte.
Doch nun war dieser Raum ein ganz normales Zimmer mit ein
paar Stühlen, einem Fenster und alten Tischen.
Enttäuscht setzte Sheyla sich auf ein staubiges Sofa in der
Ecke und zog die Knie an sich.
Die Müdigkeit brach erneut über sie herein und bevor sie sich
dazu bringen konnte in das Schlafzimmer zurück zu kehren, hatte
der Schlaf sie bereits eingeholt.
* * *