To Noriko-Chan: kA, um ehrlich zu sein. Es gibt schon mehrere Zelte. Aber über die Aufteilug wurde nie gesprochen. ...schließlich konnte Chris auch merken, dass Misa aus dem Zelt heruas war… Ich weiß es wirklich nicht.
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Während ich so in Gedanken vor mich hin lag und die Bilder meiner Phantasien sich vor mir aufbauen sah, spürte ich diese drückende Stille, die von außerhalb in die Zelte zog.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis alle entgültig wach wurden, wenn sie es bis jetzt noch nicht waren. Sie hatten alle einen anstrengenden Tag hinter sich gehabt. Und nun einen weiteren dieser Art vor sich. Ein Tag voller Ungewissheit. Ich schloss die Augen, schaltete ab und überdachte, welche Pläne für diesen Tag beschlossen waren und welche noch dringend entworfen werden mussten. Man musste sich einig werden.
Ich hatte nicht bemerkt, dass jemand schon das zelt verlassen hatte und stutzte erst verwundert darüber, dass nun leichte dezente Geräusche, das Rascheln des Grases und das Knirschen der Steine, zu mir drangen.
Entschlossen, selbst die frische Luft zu spüren und den Tag zu begrüßen, warf ich mir meinen dunkelgrünen US Army Parker, den ich noch aus dem Leben in Ardar hatte, über; er gehörte nicht mir, sondern meinem Bruder, den einzigen Menschen, den ich damals neben meinem Vater vertraut hatte; und nun waren alle woanders, wenn sie überhaupt noch waren. Was war damals geschehen, an diesem grellen Tag?
Für einen Moment hielt ich inne und zerbrach mir den Kopf darüber. Aber die Enttäuschung stand meinen zu hohen Erwartungen gegenüber. Es hatte mir schon öfters den Verstand gekostet; dass ich mich noch immer nicht an diesen Namen erinnern konnte…den Namen meines Bruders.. Verzweiflung zeichnete mein Gesicht.
Enttäuscht verließ ich das Zelt.
Draußen lugte die Sonne schon über den Horizont und beschien die Zelte in einem zarten gelblichen Taint. Alles sah plötzlich so liebevoll und Zerbrechlich aus. Aber in meinem Herzen herrschte aufgewühlte Verwirrung.
Ich erkannte Lillyana, die schon vor mir das Zelt verlassen hatte.
„Morgen“, sprach ich sie an, lächelte und versuchte so, meine Zerstreuung so gut es ging zu verdecken, doch es schien mir dennoch so, als würde es mir nicht geglückt sein. „Alles sieht hier so friedlich aus, als könnten wir immer hier so leben“, sprach ich. Dann wandte ich mich direkt an sie. „Manchmal habe ich das Gefühl, und es wird mich nicht los, so sehr ich mich auch dagegen wehre, dass es uns kaum gelingen wird, wieder wie normale Menschen zu leben. Aber was heißt schon wieder. Ich fühle mich immer noch wie eine Ausgestoßene. Und da frage ich mich echt, denn alle sind gegen uns, und wenn es alle sind, wird wohl etwas Wahres dran sein- Ich frage mich immer öfters, ob wir nicht so schrecklich sind, wie sie immer sagen. Früher wollte ich es nicht glauben. Sie sagten, dass ich etwas Fremdes bin, nicht so wie sie, einer zum Ausgrenzenberechtigter. Und so prüfte ich mich selber, beobachtete die anderen und mich, so lange, bis ich tatsächlich feststellte, dass ich anders war... und fremd. Je öfter ich mich selber beobachtete und verglich, desto mehr spürte ich, dass ich anders war“ Unsicher blickte ich sie an, „Vielleicht stimmt es, was sie sagen, wir bringen Unglück. Sieh an, fast jeder von uns hat eune grauenhafte und wenn nicht schreckliche Vergangenheit, wir alle sind wir Waisen. Es ist kein Zufall mehr, dass es so ist. ‚Seht die Kinder da, die bringen Unglück’, sagen sie. Und ich beginne immer mehr und mehr ihren Worten Glauben zu schenken. Geht dir das auch manchmal so?“
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