Vor ein paar Jahren haben sich ein älteres Ehepaar aus meiner Straße
gemeinsam in ihr Auto gesetzt und es gegen einen Baum gefahren. Da
ich den Enkel kenne, habe ich erfahren, dass es Absicht war, sie haben
einen Brief hinterlassen. Beide waren schwer krank und alt. Sie wollten
nicht alleine sterben, und sie wollten nicht, dass der Mensch, den sie
leibten, allein und traurig zurückbleibt. Deshalb haben sie es gemeinsam
getan.
Ich finde es hat große Ähnlichkeit mit dem, was in Japan passiert, wobei ich
vermute, dass es auch an vielen anderen Orten der Welt so passiert, dass sich
Menschen einfach zusammen tun, um gemeinsam zu sterben.
Das Internet bietet hier einfach nur eine weitere Form und macht es auf der
einen Seite einfacher für diese Menschen, sich zu finden. Daraus jedoch zu
schlussfolgern, dass allein das Internet daran schuld sei, finde ich stark
übertrieben. Denn es bietet ja auch den Platz, sich Hilfe zu suchen, gegen diese
Gedanken anzukämpfen.
Es braucht keinen Doktortitel und ein jahrelanges Studium. Ein guter Menschenverstand
und ein gewisser Grad an Allgemeinbildung sollte schon ausreichen, um in etwa zu erahnen,
was man einem solchen Menschen gutes zukommen lassen kann.
Ein offenes Ohr, Toleranz und den Willen, sich damit auseinander zu setzen, auch wenn man
mit diesem Menschen eigentlich gar nichts zu tun hat. Dass es einem einfach mal nicht egal
ist, was mit den anderen ist und dass man nicht einfach nur seinen Egotrip schiebt. Etwas,
was heutzutage leider viel zu selten vorkommt.
Zuhören, helfen, Lösungen und Perspektiven zeigen, das kann jeder Mensch, denn jeder
hat schon so seine Erfahrungen im Leben gemacht, weiß das ein oder andere von Bekannten,
Film oder Fernsehen, mit dem er demjenigen zeigen kann, dass es eben kein Ende haben
muss sondern dass es andere, schönere Zeiten geben kann. Ihn dabei zu unterstützen, z.B.
als Freund, aber auch einfach nur als Zuhörer, das kann vielen Menschen schon helfen,
die mit ihrem Leben und ihren Problemen nicht alleine klar kommen und alleine nicht weiter
wissen.
Daher kann man sich durchaus im Internet Hilfe suchen. Es gibt viele Seiten, auf denen
sich gleichgesinnte treffen können oder jene, die ähnliches durchgemacht haben. Viele
Menschen kommen ja nicht von hier auf jetzt oder aus Spaß auf diese Gedanken, es hat
immer einen Grund.
Ich rede jetzt auch nicht allein von Selbstmord-Foren, es gibt eine ganze Anzahl von
verschiedenen, themenbezogenen Foren, z.B. Foren für Missbrauchsopfer. Auch dort sind
diese Gedanken aktuell, viele schreiben darüber. Und auch wenn man dort nicht direkt
jemanden findet, der einen zuhört, so kann man doch allein schon aus den Geschichten
dort entnehmen, dass es dort Menschen gibt, die das Gleiche erlebt haben und die auch
mit dem Gedanken gespielt haben, sich umzubringen, es aber doch geschafft haben ihr
Leben wieder lebenswert zu machen.
Daher finde ich eine Verallgemeinerung, alle Foren sind böse, absolut übertrieben.
Foren oder Plattformen, die Menschen, die Selbstmord begehen wollen zusammen bringen
finde ich zwar auch etwas kritischer, aber ich verurteile niemanden, der dort nach
Gleichgesinnten sucht. Schön ist zwar etwas anderes, aber man sollte es nicht verurteilen.
Als Arschloch, wie in diesem Thread bereits mehrmals genannt, bezeichne ich in diesem
Zusammenhang all jene, die die Not dieser Menschen schamlos ausnutzen, sich an ihrem Elend
erfreuen und durch ihre "guten Ratschläge" nur an ihrer eigenen ach so tollen lustigen Idee
und dem Leid der Menschen erfreuen. Sowas ist für mich der letzte Abschaum, solche
Menschen (wenn man sie überhaupt so nenne kann) haben dort wirklich nichts zu suchen.
Leider ist dies der Fehler im Internet: alles ist anonym und man weiß eben nicht, wie der andere
gestrickt ist. Und man kann sie nicht von vornherein aus dem Internet ausschließen.
Menschen mit Selbstmordgedanken sind oftmals sehr labil und denken, dass solche Arschlöcher
ihnen helfen wollen würden. Sie können es zum Teil gar nicht begreifen, was diese Menschen
ihnen eigentlich antun wollen, weil sie zu sehr in ihrem eigenem Leid gefangen sind.
Egal ob die Hand, die ihnen entgegen gestreckt wird, ihnen helfen will oder nicht, das sehen
sie nicht. Sie greifen einfach zu.
Ich weiß, wie so etwas ist und wie leicht man dann gerade auf solche Menschen herein fällt.
Leider kann man dagegen nichts tun, wobei ich mir vorstellen könnte, dass es helfen würde
lokal, also vor Ort, mehr Hilfe und Aufklärung zu betreiben, z.B. an den Schulen. Damit wüssten
die Betroffenen eher, an wen sie sich mit ihren Problemen, Sorgen ect. wenden könnten und auch
andere hätten vielleicht ein offeneres Ohr.
Im Allgemeinen würde ich sagen, dass es der Menschheit heutzutage an Menschlichem mangelt.
Würden wir nicht alle ständig nur an uns, sondern auch an unsere Mitmenschen denken, wäre
alles etwas einfacher.
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@ northC:
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Selbstmordgedanken und Depressionen eng zueinander gehören.
Bei dem Borderline-Syndrom sind es z.B. zwei der Faktoren (wenn du nicht verstehst, was ich damit meine,
informiere dich bitte).
Selbstmordgedanken treten seltenst alleine als Symptom auf, meistens ist es die Folge oder ein Bestandteil
einer psychischen und seelischen Erkrankung und wenn jemand sich darauf bezieht, ist es sein gutes Recht.
Ich finde deine Art und weise, wie du andere in diesem Thread angreifst, nicht fair. Andere Beschreibungen
verkneife ich mir einfach mal. Du kennst sie nicht, sie kennen dich nicht. Du kannst nicht wissen, welche
Erfahrungen diese Menschen bereits gemacht haben. Wenn sie allgemein reden und da nicht genauer darauf
eingehen, warum und weshalb, ist das ok. Sie müssen sich vor dir noch vor sonst jemanden nicht rechtfertigen,
wie sie auf diese Meinung gekommen sind.
Dies ist ein nicht einfaches Thema für alle, die sich damit auseinander setzen. Daher bitte ich dich, dass du
deine spitzen Bemerkungen zügelst. Sie gehören hier nicht hin.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Nia« (3. Oktober 2011, 16:19)