Die Tierschützer fanden immerhin frische Spuren: einen maximal einen Tag alten Kuhfladen und einen - offenbar kurz zuvor -umgerannten Zaun. Der Jagdpächter und Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbandes, Erich Loserth, nennt den ganzen Einsatz «Klamauk» und fügt hinzu: "Die ganze Region ist bedeppert."
Die Yvonne-Fangemeinde im Internet wächst unterdessen weiter. Schon gibt es T-Shirts mit der Forderung "Esst mehr Gemüse! Freiheit für Yvonne!" Und es gibt die ersten Yvonne-Lieder. "Hey Yvonne, du wuide Kuh, lebst im Wald, wuist nur dei Ruh", singt etwa die Gruppe "Gnadenkapelle".
"Der Aufmarsch im Wald ist mittlerweile total daneben", sagt Jagdpächter Loserth. Rehe blieben - ähnlich wie die Kuh - im Dickicht und ließen sich nicht mehr blicken. "Wo ich mich hinsetze im Wald -ich sehe kein Reh", sagt er. "Es ist eine Unverschämtheit den Tieren gegenüber. Es stört mich, wenn ich das ganze Jahr versuche, ein ruhiges Leben für die Tiere zu ermöglichen - und dann kommt sowas."
Um Yvonne zu fangen, solle man sie ein paar Wochen in Ruhe lassen, bis sie wieder einen festen Platz habe, und sie dann betäuben. Bei einem Fangversuch könnte sie aggressiv reagieren. "Ich gehe davon aus, dass sie dann extrem gefährlich sein kann", sagte Loserth.
Yvonne mit den Ochsen Ernst zu locken, sei wenig aussichtsreich gewesen. Er selbst habe einen jungen, kräftigen Stier auf einer Zangberger Weide stehen - der habe Yvonne aber überhaupt nicht interessiert. "Der Stier stand wochenlang neben ihrem Platz - und dann bringen sie einen alten Ochsen daher."
An Bord des Hubschraubers hatten Radiomoderator Wolfgang Leikermoser und der Geschäftsführer des Gnadenhofs Gut Aiderbichl, Dieter Ehrengruber, nach Yvonne Ausschau gehalten - und laut Antenne Bayern mit der Wärmebildkamera auch rote Punkte entdeckt: Leben im Wald. "Sie haben Rehe gesehen und Hasen - aber die Kuh haben sie nicht gesehen", sagte Aiderbichl-Sprecherin Britta Freitag.
Am Boden entdeckten die Aiderbichler den umgerannten Wildtierzaun. "Ein Reh kann da nicht durchlaufen. Es kann nur die Kuh gewesen sein", sagte Gutsverwalter Hans Wintersteller. "Ich bin vorher mit dem Quad durchgefahren, da war der Zaun noch nicht defekt."
Was Yvonne derart aufgeschreckt haben könnte, wisse er nicht. Für Loserth hingegen ist klar, dass die Aktion der Aiderbichler sie verschreckt hat - mit Hubschrauberlärm und Geländewagen im Wald.
Ein Ende der Suche ist indes nicht absehbar. Gut Aiderbichl will in den nächsten Tagen eventuell Yvonnes ausgewachsenes Stierkalb Friesi heranbringen, das sie locken soll. Auch der Hubschrauber soll noch einmal starten.
http://www.rundschau-online.de/html/arti…489002685.shtml